Es geht mir gut..?

Veröffentlicht am 11. Juni 2025 um 19:13

Es folgt ein Life-Update 1 Jahr nach dem Beginn meines Klinikaufenthaltes:

Warum im Titel ein Fragezeichen steht? Gute Frage. Ich werde versuchen eine Antwort im Laufe dieses Beitrags zu finden. Nun kommen wir aber erst mal zu meiner aktuellen Situation:

Ich sitze hier gerade mit einem kühlen Eistee auf dem Sofa, schreibe an einem Mittwoch Nachmittag diesen Blog-Beitrag. Gearbeitet habe ich heute von 8 - 14:30 Uhr, denn seit Herbst 2024 habe ich meine Stunden von 40 auf 30 reduziert. Ich bin satt, denn nach der Arbeit habe ich mir eine Portion Nudeln gekocht. Und ich bin fleißig gewesen, denn eine Maschine Wäsche habe ich auch schon gewaschen. Ab und an erinnere ich mich an schöne Momente aus unserem Urlaub, denn der ist erst zwei Wochen her. Diesbezüglich bin ich dankbar, denn ohne meine Eltern wäre dieser Urlaub nicht möglich gewesen (finanziell). Und wenn ich nun meinen linken Ringfinger betrachte, dann spür ich Glück und Liebe, denn mein Freund hat mich gefragt, ob wir den Rest unseres Lebens zusammen verbringen wollen. 

Alles in Allem würde ich die Situation, in der ich mich gerade befinde (siehe Beschreibung oben), als sehr privilegiert bezeichnen. Ich habe einen Job, ich habe eine Wohnung, ich habe einen Therapieplatz, ich habe Menschen um mich, die mich lieben, sogar sehr lieben. Also warum steht da im Titel ein Frage- und kein Ausrufezeichen?! 

"Stell dich nicht so an, andere haben echte Probleme, also reiß dich mal zusammen."

Darf ich vorstellen? Meine kleine innere Stimme, die auf ziemlich unsensible Art und Weise mir versucht zu sagen, dass ich durchaus einige Gründe habe um glücklich, oder zumindest zufrieden zu sein. Was sie aber nicht weiß ist, dass mir diese Gründe bewusst sind. Dadurch fühle ich mich aber leider nur noch schlechter, wenn ich traurige Momente oder sogar traurige Tage habe. Denn ja, traurige, schwierige Tage habe ich nach wie vor, nur mein Umgang damit ist heute ein anderer als vor 1 Jahr. Oftmals schaffe ich es heute die Ursache für die Gedankenspirale zu benennen, frühzeitig meine Bedürfnisse/Bedenken zu kommunizieren und mir den Ausstieg aus dem Gedankenchaos so zu erleichtern. Die Tatsache, dass solche Momente/Tage noch immer Thema sind, belastet mich oft, weiß aber auch, dass ich noch viel Therapie-Arbeit vor mir habe und dennoch die Wahrscheinlichkeit groß ist, dass mich die Depression mein Leben lang begleiten wird. 

Um jetzt also mal meine privilegierte Situation mit meinem Gedankenchaos auf ein Blatt zu bringen: Mir gehts grundsätzlich gut, befinde mich aber andauernd in einem Zustand, in dem ich auf das nächste Tief warte. Dieser "Das nächste Tief kommt bestimmt gleich"-Gedanke bremst mich unheimlich und schränkt mich auch irgendwie ein. Möglicherweise zieht der Gedanke auch Energie, die mir dann in anderen Momenten fehlt, wie zum Beispiel Dinge in meinen Alltag einzubauen, die mir gut tun und nett zu mir selbst zu sein. 

 

Fazit dieses kleinen, aber feinen Beitrags und Antwort auf die zu Beginn gestellte Frage:

Das Fragezeichen steht für meine Unsicherheit und den Weg den ich noch vor mir habe. Ich würde gerne mit voller Überzeugung "Mir geht es gut!" sagen können. Dieses Ausrufezeichen werde ich mir erkämpfen. Es ist schon in Sichtweite, viel, viel greifbarer als es noch vor 1 Jahr gewesen ist, also gebe ich jetzt nicht auf; es geht immer weiter. 

(Das Semikolon hat eine ganz besondere Bedeutung. Die Tatsache, dass man weiter gemacht hat, als man einen Punkt hätte setzen können, hat im übertragenen Sinne etwas unfassbar Starkes und das lieb' ich daran.)

Danke fürs Lesen und passt auf euch auf <3

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