Die See ist rau, die Wolken sind schwer
Alles grau, der Kopf ist taub, die Lunge voller Teer
Ich dachte immer, irgendwann kann ich nicht mehr
Ein Leben lang zusammengepfercht auf diesem Dampfer im Meer
Aber sieht so aus, als wär ich hier zu Hause
Atme tief ein, atme tief aus
Atme die Abgase der Dieselaggregate im Maschinenraum
...
Schwingende Betten im Takt der Schiffsturbinen
Gestopfte Zigaretten, schwarze Pfützen aus Urin
Ein Rudel Ratten reißt sich um die letzten Reste
Hat hier irgendjemand noch paar frische Gästelistenplätze?
Wir laufen auf 15 Knoten, durchstreifen die See
Kohle schaufeln in den Ofen, es muss immer weitergehen
Ich sitze fest auf diesem Schiff im Nirgendwo
Frag mich jetzt bitte bloß nicht wieso
Es riecht nach Pisse, es riecht nach Tod
Aber ich fühl mich hier wohl
Auf diesem Schiff im Nirgendwo
...
Rostbraune Flecken an den Wänden unter Deck
Und wenn man das Jahrzehntelang so lässt
Dann geht das später nicht mehr von alleine weg
Irgendwann wird ein Loch zu einem Leck
Erst paar Tropfen auf Parkett
Doch auf einmal steht das Wasser
Aus den unteren Etagen dann auch in der ersten Klasse
Möbel treiben durch die Gegend
Ein paar kämpfen noch dagegen
Doch am Himmel leuchten schon die ersten Notsignalraketen
Und die Band spielt weiter, aber ändert nix daran
Immer weiter, stundenlang, die Begleitmusik zum Untergang
Ein leichtes Schaudern beim Blick auf die da draußen
"Jetzt schaut euch diese Bauern an, schaut wie sie ersaufen"
Für uns gibt es keine Rettungsringe, Boote oder Westen
Aber konstruktive Diskussion von schlauen Talkshowgästen
Doch schon morgen geht es weiter, nächstes Thema, nächster Gast
Dann sind wir das nächste Wrack, das man bald vergessen hat
Ich sitze fest auf diesem Schiff im Nirgendwo
Frag mich jetzt bitte bloß nicht wieso
Es riecht nach Pisse, es riecht nach Tod
Aber ich fühl mich hier wohl
Auf diesem Schiff im Nirgendwo
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Wenn mich jemand fragen würde, wie sich so eine düstere Phase in einer Depression anfühlt, dann würde ich ihm oder ihr dieses Lied zeigen. Es ist ganz offensichtlich unangenehm, unbequem, unbehaglich, hoffnungslos und auf eine gewisse Art und Weise tragisch. Der Künstler vergleicht hier diesen depressiven Zustand also mit einem Schiffbruch, nur dass der Untergang der Titanic in diesem Fall dauerhaft anhält. Das Schiff geht unter, aber es hört nicht auf, denn der Prozess des Untergehens hält an.
Ich dachte immer, irgendwann kann ich nicht mehr... Aber sieht so aus, als wär ich hier zu Hause.
Dieses Gefühl von "zu Hause" trotz all der Widrigkeiten, kann ich leider bestätigen. So absurd das auch klingt, sich in diesem Zustand sagen zu können: "ich fühl mich hier wohl", aber es ist tatsächlich so. Ich weiß, wenn ich dort an diesem dunklen Punkt angekommen bin, dass mir nicht mehr viel passieren kann. Ich weiß woran ich bin und was ich zu erwarten habe, kann mich zurücklehnen und die Situation ausharren. Man belügt sich allerdings dabei nur selbst.
Hier ein paar Worte für die Menschen, die immer für uns da sind:
Ich sitze fest... Frag mich jetzt bitte bloß nicht wieso.
Frag nicht, wieso ich hier festsitze oder wie ich hier überhaupt gelandet bin. Denn entweder weiß ich es selbst nicht, oder es ist einfach zu schwer es in für dich verständliche Worte zu fassen. Bleib einfach ein Weilchen an meiner Seite sitzen, lass mich spüren, dass ich nicht alleine bin. Nimm mich an die Hand und zeig mir langsam den Weg raus. Mit Sicherheit saß ich nicht zum letzten Mal dort fest, also bitte ich dich um Geduld und so hoffe ich, dass du dich auch nächstes Mal wieder zu mir setzen wirst. Danke für dein Verständnis.
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