99 Probleme - Madeline Juno

Veröffentlicht am 20. November 2024 um 20:14

Beide Hände auf der Herdplatte

Nur eine falsche Bewegung und ich lande im Gegenverkehr

Ich sag ja nicht, dass ich es vorhabe

Doch es gibt Phasen, in denen ich mich immer wieder frag, wie es wär

Was, wenn ich's einmal nicht mehr Heim schaffe?

Wie lange würd es dauern, bis es jemand, dem ich ich wichtig bin, merkt?

Denk bitte nicht, dass ich drauf hin plane

Doch die Gedanken kommen, wie sie wollen und ich kann mich nicht wehr'n.

 

Selbst die leichtesten Dinge sind plötzlich so schwer

Und jeder Happy-Song bricht mir mein Herz

Ich kann's nicht ganz versteh'n und auch nicht besser erklär'n

 

Es ist wie Rennen im Traum, man kommt nie wirklich an

Ich such nach Serotonin und kratz die Reste zusamm'n

Ich sag mir so oft: "Das geht alles vorbei, irgendwann"

Doch solche Tage dauern wochenlang

Ich werf' mich gegen die Tür mit den Skeletten im Schrank

Hab 99 Probleme und alle nenn'n sich Angst

Ich sag mir so oft: "Das geht alles vorbei, irgendwann"

Dass ich's mir selber nicht mehr glauben kann

Wie lang noch bis irgendwann?

 

Was, wenn ich unter Wasser einatme?

Mich aus Versehen 'n bisschen zu weit über das Geländer lehn?

Du musst mir glauben, dass ich aufpasse

Ich will nicht sterben, nur nicht aufwachen 

In meinem Abschiedsbrief, den ich nie schreibe, steht:

"Du liebst jemand, der sich leider manchmal selbst nicht liebt"

Du musst mir glauben, dass ich aufpasse

Ich will nicht sterben, nur nicht aufwachen

 

Selbst die leichtesten Dinge sind plötzlich so schwer

Und jeder Happy-Song bricht mir mein Herz

Ich kann's nicht ganz versteh'n und auch nicht besser erklär'n

 

Es ist wie Rennen im Traum, man kommt nie wirklich an

Ich such nach Serotonin und kratz die Reste zusamm'n

Ich sag mir so oft: "Das geht alles vorbei, irgendwann"

Doch solche Tage dauern wochenlang

Ich werd mich gegen die Tür mit den Skeletten im Schrank

Hab 99 Probleme und alle nenn'n sich Angst

Ich sag mir so oft: "Das geht alles vorbei, irgendwann"

Dass ich's mir selber nicht mehr glauben kann

Wie lang noch bis irgendwann?

Dieses Lied hat mir vor Kurzem eine ehemalige Mitpatientin zugeschickt und seitdem läuft es bei mir in Dauerschleife. Sie sagte, das kam ihr in den Sinn, nachdem sie meinen Blogbeitrag "Wenn man nicht mehr leben will.." vom 22.10.2024, gelesen hatte. Ja, was soll ich sagen? Damit hat sie wohl den Nagel auf den Kopf getroffen. Jeder Satz, jede Zeile dieses Lieds beschreibt in meinen Augen zu 100% dieses Gefühl der passiven Su*zidgedanken. Betroffene suchen sich diese Gedanken nicht aus, sie kommen wann sie wollen und man kann sich eben einfach nicht wehren. Man plant nichts aktiv, empfindet aber die Idee als attraktiv. Der Wunsch nach einer Auszeit vom Leben ist größer als der Wunsch nach dem Tod, so entsteht diese vermeidliche Lösung des "nicht Aufwachens" im Kopf. Das wird aber nicht passieren, also werde ich auf unbestimmte Zeit weiterhin gefangen sein, in meinem Kopf, in meinen Gedanken. Und dieses "irgendwann", das scheint oft völlig unerreichbar. Neben der Gedanken, die sie schafft in Bildern sehr anschaulich zu erklären, widmet sich die Künstlerin auch an ihr Umfeld, an Familie, Freund*innen, Partner*in. "Du musst mir glauben, dass ich aufpasse". Dieser Satz ließt sich wie eine Bitte, aber hört man ihr zu, dann merkt man, dass da viel mehr dahinter steht. Sie bittet nicht nur, ihr zu glauben, sie fleht die dritte Person förmlich an. Das zeigt, meiner Meinung nach, wie viel Schmerz und Verzweiflung mit diesen Gedanken einhergehen. Vielleicht sagt sie diesen Satz ja auch zu sich selbst?...

Alles was ich hier zu diesem Lied jetzt noch schreiben könnte, sagt das Lied schon selbst aus und ich würde hier den Text einfach 1:1 wiedergeben. 

Abschließend möchte ich einfach sagen, wie dankbar ich für jeden Kontakt bin, den ich heute noch zu ehemaligen Mitpatient*innen haben darf. Jeder Austausch mit euch (mit manchen von Zeit zu Zeit, mit wenigen sogar täglich) ist so unfassbar wertvoll, und das nicht nur, weil ich sonst dieses Lied vielleicht nie entdeckt hätte. Ich bin dankbar für jeden Menschen, den ich in der Klinik kennen und lieben lernen durfte.  


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